Dunning-Kruger-Effekt: Selbstüberschätzung bei Inkompetenz

Je weniger eine Person faktisch über ein Thema gebildet ist, desto höher schätzt diese ihre Kompetenz in diesem Feld. Die Wissenschaftler Dunning und Kruger haben dies 1999 definiert und seitdem ist dieses Phänomen der Selbstüberschätzung im Allgemeinwissen – in der Diskussion Thomas Friese, Immobilien Projektentwickler aus Oldenburg / Berlin

Studien belegen, dass gerade in Deutschland die Mehrzahl der jungen männlichen Autofahrer sich für überdurchschnittlich gut halten, obwohl das die Gruppe ist, die die meisten Unfälle im Straßenverkehr verursachen. Forschung und Wissenschaft haben festgestellt, dass die einzige Erklärung dafür eine immense Selbstüberschätzung bei gleichzeitigem Mangel an Wissen beziehungsweise Können ist. “Auch in der Welt der Immobilienwirtschaft kommt das Phänomen der Selbstüberschätzung zum Tragen. Bauherren übernehmen sich, verlieren den Bezug zur Realität bei der Verwirklichung, der Finanzierung oder heften sich an falsche nicht erreichbare Erwartungen, verstehen sich selbst als die erfahrenen Experten und werden zu Verlierern am Immobilienmarkt, weil sie ihr Können selbst überschätzen”, erklärt Thomas Friese, Immobilienexperte aus Oldenburg und Berlin, der seit Jahrzehnten zahlreiche Immobilienprojekte deutschlandweit begleitet. Während der jüngsten Corona Pandemie wurde der Selbstüberschätzung Effekt besonders deutlich, Laien setzen ihre Meinung über das Wissen von Experten, als die weltweite Bevölkerung sich als Hobby Virologen mit Pseudo Wissen entpuppte. Es liegt eine kognitive Verzerrung vor, die in der Fachwelt unter dem Dunning-Kruger Effekt betitelt ist.

Wie wurde der Effekt gefunden?

Die Psychologen David Dunning und Justin Kruger führten 1999 ein Experiment an der Cornell Universität, New York, USA durch. Eine Gruppe an Studenten nahmen an einem Test teil und wurden im Nachgang zu ihrer persönlichen Einschätzung befragt. Hier stellte sich heraus, dass die faktisch leistungsstarken Studenten sich besonders schlecht einschätzen. Im Gegensatz dazu waren schlechte Studenten von ihrer Leistung sehr überzeugt. Dies deutet auf eine kognitive Verzerrung hin, die als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet wird. Das Phänomen, das sich besonders intelligente Personen ihre Leistung und ihr Wissen schlecht einschätzen, wird Downing-Effekt genannt.

Laut den Wissenschaftlern Kruger und Dunning lässt sich das Phänomen an zahlreichen Beispielen belegen und bestätigt immer wieder, dass mangelnde Intelligenz beziehungsweise Wissen und Selbstüberschätzung zusammenhängen. Thomas Friese hierzu: “Besonders im Sport ist der Dunning-Kruger-Effekt oft anzutreffen. Auf einmal sind beim Basketball oder Fußball Millionen Bundestrainer und wissen auf den Zuschauerplätzen oder vor der Mattscheibe alles besser als der Profitrainer. Weiteres Beispiele finden sich in der Show Branche mit den zahlreichen Casting-Shows, die davon leben, dass sich Kandidaten durch eine verzerrte Selbstwahrnehmung auf die Bühne vor einem Millionenpublikum stellen.”

Die vier Stufen des “Selbstüberschätzungs-Effekts”

Der Dunning-Kruger-Effekt lässt sich in vier verschiedene Phasen einteilen. In der ersten Stufe überschätzen Menschen ohne Fachwissen konsequent ihr eigenes Können. Zugleich sind sich diese Menschen nicht darüber bewusst, dass sie nicht kompetent sind. Dies ist die Stufe zwei. In der dritten Stufe wird es zu keiner Steigerung des Wissens kommen, da vorher die eigene Inkompetenz nicht erkannt wurde. Daher wird auch kein Streben nach Veränderung erreicht. Daraus folgt die fünfte Stufe, in der die Personen ihr Wissen entgegen der realen Umstände stark überschätzen. In Unternehmen ist die Selbstüberschätzung besonders unter dem Gesichtspunkt des strafrechtlich relevanten Verhaltens zu betrachten. Thomas Friese hierzu: “Allgemein zieht sich der sogenannte Selbstüberschützungs-Effekt durch alle Gesellschaften, Gesellschaftsschichten und Organisatoren, aber im Rahmen der Legalitätspflicht muss dafür Sorge getragen werden, dass Unternehmen so organisiert und beaufsichtigt sind, dass Verstöße vermieden werden. Aus dieser Notwendigkeit ist die Compliance Verantwortlichkeit entstanden, Unternehmen bedienen sich einer risiko angemessenen Compliance-Organisation, sie setzen auf die Etablierung eines Compliance-Management-Systems (CMS).” Partner und Unterstützung für Compliance-Verantwortliche in Unternehmen finden sich in den Abteilungen Legal, Finance, Controlling, im aktiven Austausch mit dem Betriebsrat und Transparenz durch das sechs-Augen-Prinzip. “Die Kernidee liegt in der Verantwortungsübernahme des gesamten Unternehmens, allen Abteilungen und Mitarbeitern, als Ganzes für die reibungslose und sichere Geschäftstätigkeit”, erklärt Immobilienprojektentwickler Thomas Friese.

Folgen dieser Selbstüberschätzung

Im ersten Moment klingt diese Theorie eher humoristisch, wobei sie im Alltag fatale Folgen hat. “Unternehmen leiden unter Wettbewerbsverstöße, Datenschutz- und IT-Sicherheit, Nachhaltigkeitsanforderungen, Umweltverstößen, Produktsicherheit, Arbeitsschutz bis hin zu Fragen rund um Geldwäsche und anderen Straftaten. Compliance-Beauftragte oder Compliance-Management-Systeme ersetzen nicht die Compliance-Verantwortung der Geschäftsleitung, diese kann nicht wegdelegieren werden, dessen müssen sich Unternehmer bewusst sein. Deshalb ist die Selbstüberschätzung nicht zu unterschätzen”, gibt Thomas Friese zu bedenken. Die Besonderheit des Dunning-Kruger-Effekts liegt darin, dass das Wissen von Experten nicht ernstgenommen oder negiert und die eigene Meinung überhöht wird, somit werden die Handlungsempfehlungen von Fachleuten ignoriert. “Diese Ignoranz wird deutlich im Rahmen der Corona Pandemie, die laut Experten zum entgegengesetztem Handeln und zum Verbreiten von Unwahrheiten geführt hat”, gibt Thomas Friese zu bedenken.

Studien belegen, dass diese kognitive Verzerrung keine Kritik und keine Denkanstöße zulässt. Eine Begründung, so die Studien, liegt darin, dass jede neue Idee als falsch bezeichnet und die eigene Einschätzung über das Können des Experten gesetzt wird. Damit werden keine geistigen Fortschritte erreicht. Diese Personen sind in diesem Zusammenhang im Vorfeld von ihrer eigenen Überlegenheit überzeugt, damit sind andere Erkenntnisse unerwünscht.

Dem Dunning-Kruger-Effekt vorbeugen

“Ich weiß, dass ich nichts weiß” – Zitat des griechischen Philosophen Sokrates, dieser passt auch ins Heute und zeichnet die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten aus, um als kompetent zu gelten. Vorbeugen von etwas, wovon der Betroffene total überzeugt ist, dieses Vorhaben ist selten leicht “Studien belegen, dass der einzige Weg ist, einen Denkprozess in Gang zu setzen durch wiederholte konstruktive Kritik. Die Betonung liegt hier auf der Wiederholung, da das mangelnde Wissen nicht beim ersten Mal erkannt und eingestanden wird, zudem besteht neben der Inkompetenz auch ein hohes Maß an Ignoranz”, erklärt Thomas Friese. Die Einsicht, dem Dunning-Kruger-Effekt verfallen zu sein, ist für Personen besonders schwer, da die Person ihr Gesicht nicht verlieren möchte. In der Psychologie wird dies kognitive Dissonanz genannt und bezeichnet die Zeit, in der die Person entweder wütend oder Ausreden über ihr Verhalten oder über die Kritik von sich gibt. In einzelnen Fällen leidet das Individuum zusätzlich unter Narzissmus, weshalb Kritik an der Sache auch Kritik an der Person ist. Dann ist eine Überzeugung, selbst mit stichhaltigen und sachlichen Argumenten nicht möglich.

Das Imposter-Syndrom

Das Gegenstück zum Dunning-Kruger-Effekt besteht das Imposter-Syndrom. Bekanntlich hat jede Medaille eine zweite Seite, das Imposter-Syndrom, auch das Hochstapler-Syndrom genannt deutet an, dass die betroffene Person ihre eigene Leistung stark unterschätzt und sich fehl am Platz fühlt. Das Gefühl aufzufliegen oder niemals einen Fehler machen wollen, deshalb lieber unter den eigenen Möglichkeiten bleiben, obwohl tatsächlich über die passende Expertise verfügt wird, aber die Selbstzweifel dominieren, daran lässt sich das Imposter-Syndrom festmachen. Bei beiden Syndromen leiden die Betroffenen unter einer kognitiven Verzerrung, aber beim Imposter-Syndrom zusätzlich an massiven Selbstzweifeln.

“In der Immobilienwirtschaft können Unternehmen weder Persönlichkeiten mit dem Dunning-Kruger-Effekt noch dem Imposter-Syndrom unternehmerisch tragen, denn es lauern teilweise langfristige Gefahren sowohl bei der Selbstüberschätzung noch für Hochstapler. Wo viel Geld verdient oder verloren werden kann, warten auch Betrüger, die Schrottimmobilien verkaufen. Immobilienunternehmen brauchen neben guten Mitarbeitern eine verlässliche Sicherheit während und nach der Herstellung. Schäden durch falsch verstandene Fähigkeiten und deren Umsetzung, erhöhen die Risiken. Compliance ist in der risikobehafteten Immobilienwirtschaft mittlerweile angekommen, um sowohl Unternehmen vor dem Dunning-Kruger-Effekt, wie auch dem Imposter-Syndrom zu schützen. Die Immobilienwirtschaft leidet aktuell unter Compliance-Risiken in den Bereichen des Human Resources Management, Arbeitsrecht, Insolvenzrecht und dem Datenschutzrecht., neben dem großen Thema Geldwäsche im Immobiliensektor, laut einer Fachstudie des Bundeskriminalamtes”, gibt Thomas Friese zu abschließend zu bedenken.

V.i.S.d.P.:

Eva Steinmetz
Studentin & Bloggerin

Über den Autor:

Eva Steinmetz studiert zurzeit Angewandte Psychologie (B. Sc.) an der Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Ihre Interessen beziehen sich auf Sportpsychologie im Zusammenhang mit Kampfsport. Darüber hinaus verfügt Sie über ein gutes Verständnis von wirtschaftlichen Themen, da sie bereits Erfahrungen in FinTechs sammeln durfte. Diese waren in den Bereichen Versicherungen und Finanzdienstleistungen tätig, wodurch Eva Steinmetz einen realistischen Einblick in diese Branchen erhalten hat.

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Über Thomas Friese:

Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.

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